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Swiss Leading House VPET-ECON

Was uns das Prestige von Berufen über die soziale Ordnung verrät

Die Kriterien die entscheidend dafür sind ob ein Beruf ein hohes soziales Prestige hat, verraten auch etwas über die soziale Ordnung. So zeigt die lange Ausbildungs-dauer bei Berufen denen hohes Prestige beigemessen wird, dass die Gesellschaft Bildung als wichtiges Gut honoriert. Veränderungen in der Auffassung darüber, welche Aspekte einem Beruf hohes Ansehen verleihen, geben somit Hinweise auf Veränderungen in der sozialen Ordnung.
 
Eine Studie der «Leading House»-Forscher Aurélien Abrassart und Stefan Wolter untersucht mittels Schweizer Daten, ob Personen mit unterschiedlichen politischen Einstellungen auch unterschiedlichen Aspekten eines Berufes einen hohen Einfluss auf das soziale Prestige zuschreiben. Die Frage ist, ob die Wahlerfolge von (rechts-) populistischen Parteien auch eine sich ändernde soziale Ordnung, ausgedrückt in der Rangfolge von Berufen nach sozialem Prestige, widerspiegeln. Die Untersuchung zeigt: Berufe, die eine längere Ausbildung erfordern, einen höheren Autonomiegrad verlangen oder weniger repetitive Tätigkeiten umfassen, werden unabhängig von der Sympathie für populistische Parteien mehrheitlich als prestigeträchtig empfun-den. Der Aufstieg populistischer Parteien scheint somit, trotz ihrer antielitären Politik, die soziale Ordnung nicht zu unterminieren.
 
Demgegenüber führt eine individuelle politische Radikalisierung von Personen, sei sie links oder rechts, zu einer schwächeren Gewichtung von Kriterien wie «Bildungs-anforderungen» und «Autonomie» für das Prestige eines Berufes. Die Auslöser der individuellen politischen Radikalisierung sind wohl dieselben strukturellen wirt-schaftlichen und technologischen Veränderungen, die die Berufe mit tieferen Bildungsanforderungen und höheren Anteilen an repetitiven Tätigkeiten in Be-drängnis gebracht haben. Die «Verlierer» dieses Strukturwandels stellen deshalb in letzter Konsequenz auch am ehesten die herrschende soziale Ordnung in Frage, die ihre Berufe sozial geringschätzt.

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